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 Post subject: Das Hang als Idiophon und Zupfinstrument
PostPosted: Sat Aug 22, 2009 3:45 am

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Joined: Thu Apr 02, 2009 9:28 am
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Das Hang wird üblicherweise den Schlaginstrumenten und dort den Idiophonen zugeordnet. Dies ist im Sinne einer instrumentenkundlichen Systematisierung sicherlich nicht falsch.

Ich möchte hier jedoch diskutieren, ob man das Hang wegen seiner Spielweise nicht auch als ein gezupftes Idiophon verstehen kann, also den Zupfinstrumenten wie Harfe und Gitarre zuordnet.

Um es vorweg zu sagen: Ich denke beide Kategorisierungen sind falsch, wenn man meint, damit das Hang wirklich kategorisiert zu haben. Es scheint sich der Kategorisierung zu entziehen.

Aber kommen wir zurück zu meiner Idee, dass das Hang ein gezupftes Idiophon ist. Wenn ich so betrachte, was ich tue, wenn ich mein Hang spiele, dann gleicht das mehr dem Zupfen von zwei- oder dreidimensionalen Saiten als dem Schlagen auf einen Körper, der dadurch in Schwingung versetzt wird.

So lassen sich die einzelnen Tonfelder in gewisser Weise als zweidimensionale Saiten verstehen, also als Flächen auf denen sich Schwingungen zweidimensional ausbreiten. Diese Schwingungen lassen sich anregen, indem man die Fläche zupft. Das ganze Hang lässt sich als eine Art dreidimensionaler Seite verstehen.

Wie gesagt, dies ist sicherlich nur eine Teilsicht, aber ich denke sie fehlt bisher im Kanon der Stimmen dazu, was das Hang ist, und sie wäre ein gutes Korrektiv dazu, dass Hang als eine Trommel misszuverstehen. Wenn man sagt, das Hang sei ein Zupfinstrument, fühlen sich Perkussionisten nicht angesprochen und das wäre ja durchaus angemessen, denn das Hang seit 2006 hat ja auch erklärtermaßen nicht mehr Perkussionisten als vorrangige Zielgruppe im Blick, sondern Menschen, die in Konzentration einem Klang lauschen möchten.


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 Post subject: Re: Das Hang als Idiophon und Zupfinstrument
PostPosted: Sat Aug 22, 2009 5:34 pm


Joined: Thu Apr 09, 2009 1:23 am
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Ah, dieses Thema hatten wir zwei schonmal, nicht wahr? :)

Ich habe mal meine Lexika (Brockhaus Reihe und Bertelsmann Reihe) bemüht und folgendes herausgefunden:
Quote:
Zupfinstrumente, Chordophone oder Idiophone, die durch Zupfen oder Anreißen mit dem Finger oder einem Plektron zum Klingen gebracht werden: Zithern, Lauten, Harfen, Leiern
(Quelle: Bertelsmann)

Nun bleibt zu klären, worum es sich handelt, wenn wir von den Begriffen "Zupfen", "Anreißen", "Chordophon" oder "Idiophon" sprechen.
Hoffentlich reicht meine Literatur gepaart mit dem Internet und meinem Musik-Leistungskurs-Wissen dazu aus. ;)



Nun...

Ein Chordophon ist im allgemeinen Sprachgebrauch ein Saiteninstrument, bei dem zur Tonerzeugung Saiten in Schwingung versetzt werden - meistens durch einen Resonanzkörper verstärkt.
Quote:
Saiteninstrumente, Musikinstrumente, bei denen der Ton durch eine schwingende Saite erzeugt u. un seiner Höhe durch Spannung u. Länge der Saite bestimmt wird, während ein Resonanzkörper für die nötige Verstärkung u. Abstrahlung des Klanges sorgt
(Quelle: Brockhaus)


Quote:
Saiten, Tonerzeuger der Chordophone. Sie sind zwischen zwei festen Punkten gespannt und bestehen aus Pflanzenfasern, zusammengedrehten Därmen, Haaren, Seide, Metall, Perlon oder Nylon
(Quelle: Brockhaus)


Quote:
Schwingungserzeugung

Ein gebräuchlicher Ansatz ist die Klassifizierung nach der Methode, mit der die Saiten zur Schwingung angeregt werden, dann nach Bauart-Merkmalen weiter unterteilt:

* bei Zupfinstrumenten werden die Saiten mit den Fingern, einem Plektrum oder mechanischen Vorrichtungen (Kielen) gezupft:
o ohne Griffbrett: Harfe, Kithara, Lyra, Third-Bridge-Zither
o mit Griffbrett: Gitarre, E-Bass, Laute, Mandoline, Banjo, Balalaika, Zither, Ukulele
o mit Klaviatur: Cembalo

* bei Streichinstrumenten werden die Saiten gestrichen:
o mit einem Bogen: Violine (Geige), Bratsche, Violoncello, Kontrabass, Gambe, Psalterium
o mit einem Rad: Drehleier, Leier

* außerdem gibt es Saiteninstrumente, bei denen die Saiten mit Klöppeln oder Hämmerchen angeschlagen werden:
o mit in der Hand gehaltenen Klöppeln: Hackbrett
o mit Klaviatur: Klavier, Clavichord

* und es gibt Instrumente, deren Saiten angeblasen werden:
o vom Wind: Aeolsharfe
o mit dem Mund: Goura.
(Quelle: wikipedia.de)



Bereits ab diesem Punkt lassen sich viele Dinge herausfinden und interpretieren, aber noch nicht alle Begriffe sind erklärt, deswegen: Weiter im Text...

Quote:
Idiophon, "Eigentöner"; auch: "Selbstklinger", jedes Musikinstrument, das durch Schlagen, Schütteln Zupfen oder Reiben in Schwingungen versetzt werden kann und dadurch Klangträger ist
(Quelle: Bertelsmann)

Weiterhin unterscheiden kann man hier in der Spielweise der jeweiligen Idiophone unterscheiden:
Quote:
- Schüttel-I. (Schellenring, Regenrohr/Regenmacher, ...)
- Schlag-I. (Xylophon, Glocke, Steel-Pan, ...)
- Schrap-I. (Schrapper (diese Holzkröte, an der man mit einem Stab entlangfährt), Guiro, ...)
- Reib-I. (Glasharmonika, ...)
- Zupf-I. (Maultrommel, Kou Xiang, Dan Moi, ...)
Weiterhin gibt es noch gestimmte Idiophone, z.B. die Mbiras.

(Quellen: wikipedia.de; Brockhaus)



Nun wissen wir, was ein Chordophon und ein Idiophon ist, wie es dort auch Verschmelzungen zwischen den Grenzen gibt und dass ein "Zupfinstrument" in beide Kategorien fallen kann.
Zu klären ist jetzt noch, was denn genau "Zupfen", bzw. "Anreißen" ist.

Quote:
jmd. zupft (etwas Akk.) ein Zupfinstrument spielen, indem man die Saiten mit den Fingerspitzen anreißt
(Quelle: thefreedictionary.com)

Quote:
Das Zupfen beschreibt in der Instrumentalmusik den Vorgang, bei dem eine oder mehrere Saiten eines Zupfinstruments mit Hilfe der Fingerkuppen oder Fingernägel und/oder ein oder mehrerer Plektren (üblicherweise ein Kunststoffblättchen, welches zwischen den Fingern gehalten wird), angerissen beziehungsweise angeschlagen werden.
(Quelle: wikipedia.de)


Michael verwendet den Begriff "gezupftes Idiopohon".
Den Quellen kann man entnehmen, dass die Familie der Maultrommeln diesem Begriff zuzuordnen ist.
Ist nun also ein Hang ähnlich einer Maultrommel?
Ich denke nicht, denn eine Maultrommel besitzt keinen eigenen Tonraum.
Bitte nicht falsch verstehen, sie hat einen Grundton, jedoch wird das Volumen des Instrumentes einzig und allein durch eine dritte Kraft bestimmt: Den Mund und die Mundhöle des Instrumentalisten. Er, nicht das Instrument gibt die Töne, Tonhöhen und den Umfang vor, er bildet auch den Resonanzraum. Beim Hang haben wir einen eigenen Resonanzkörper, eine vorgegebene Tonhöhe der Töne und einen gewissen Umfang.


Nun steht der Vergleich mit Gitarre und Harfe an.
Ein Vergleich sollte immer ein Zusammenfassen von Gemeinsamkeiten und Unterschieden sein: Also...

Gemeinsamkeiten:
+Spiel mit den Händen
+Resonanzkörper vorhanden
+Tonumfang und -höhe begrenzt
+durch "Zupfen" (siehe letzte beide Quellen) spielbar
...

Unterschiede:
-mehrere Saiten bei Gitarre & Harfe geben Töne vor ≠ Obere Sphäre des Hang beinhaltet eingestimmte Tonfelder, sie ist dabei ein einzelner Körper
-die Saiten einer Harfe/Gitarre sind zwischen zwei Punkten fixiert ≠ Obere und untere Sphäre des Hang sind zwar zusammengeklebt, die Tonfelder aber nicht zwischen zwei exakten Punkten fixiert
...

Bezüglich der Zuordnung einer Gitarre/Harfe zu der Gruppe der Idiophone lässt sich streiten, zumal im Bertelsmann von "jedem Musikinstrument, das durch Schlagen, Schütteln Zupfen oder Reiben in Schwingungen versetzt werden kann" die Rede ist.
Ich habe aber - entgegen dieses Faktums - nirgendwo eine Zuordnung eines solchen Instrumentes in die angesprochene Gruppe gefunden, sondern stets die Einordnung in die Familie der Chordophone.
Für mich zieht sich daraus der Entschluss: Chordophon ≠ Idiophon, denn wer würde schon sagen, dass man Klavier und Violine gemeinsam mit Kou Xiang und Schrapper in eine Familie einordnen kann?

Ein Beispiel:
Ich schlage auf den Rand meiner Salatschüssel.
(nichts, was man nicht mal ausprobiert haben sollte, ich weiß z.B., dass meine in g' schwingt ;) )
Es erklingt ein Ton (egal ob nun eine reine Note oder nicht, er hat immerhin eine Frequenz und alles was eine Frequenz hat, ist ein Ton).
Es handelt sich imho um ein Idiophon, denn die Schüssel gibt den Ton vor und sie verstärkt ihn selbst.
Nun fülle ich Wasser in die Schüssel und verändere damit den Ton. (Wer schonmal an einem Glasrand gerieben hat und die Füllhöhe verändert hat, kann dies bestätigen).
Es bleibt ein Idiophon, obwohl ich eine Änderung vorgenommen habe, denn das Wasser "hilft" quasi der Schüssel bei der Erzeugung des neuen Tones, bzw der neuen Note, denn: Wasser ohne Schüssel => keine Note, sondern nur "Platschen" ABER Schüssel ohne Wasser => Grundton des Idiophones.

Ich spanne den Bogen weiter:
Wenn ich nun aber eine Saite, z.B. ein Gummiband über die Öffnung der Schüssel spanne, erhalte ich einen weiteren Ton beim Anschlagen des Gummibandes, es handelt sich aber ab diesem Moment um kein Idiophon mehr, sondern um ein Chordophon, denn der Ton / die Note wird von dem Band erzeugt, nicht mehr durch die Schüssel - er wird von dieser lediglich verstärkt, bzw. durch deren Form beeinflusst.

Gleiches Beispiel wäre der Korpus einer Gitarre, der ohne die Seiten imho ebenfalls ein Idiophon darstellt.


Als weiteres Thema sprichst du "zweidimensionale Saiten" an.
Bevor ich mich dazu äußere, frag ich lieber nochmal nach, was du damit meinst.
Da wir uns im dreidimensionalen Raum befinden und mit der Zeit sogar die vierte Dimension mit in Betracht ziehen müssten, kann ich mir eine zweidimensionale Saite nicht vorstellen.

Momentan komme ich zu dem Schluss, dass man ein Hang durchaus als "gezupftes Idiophon" bezeichnen kann, da Zupfen auch das Anschlagen impliziert und das Hang als Selbstsklinger die Zuordnung zu den Idiophonen eindeutig macht.
Man könnte also sagen, dass es Ansichtssache, bzw. Interpretationssache ist, ob man ein Hang als Schlag- oder Zupfidiophon ansieht. Für mich ist es das Schlagen, denn ein Zupfen impliziert für mich ein Einhaken, bzw. Unterhaken oder seitliches Entlangziehen (ich hoffe, ihr versteht was ich meine).

Dass man ein Hang als "Trommel" bezeichnet, ist vollkommen falsch, denn eine Trommel ist in die Familie der Membranophone einzuordnen.
Solche Membranen sind Fell, Plastik oder Papier, welche in einen Rahmen eingespannt sind.
Und letzteres ist bei einem Hang ja nun wirklich nicht vertreten.


So, ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe...
Dieser Beitrag hat mich ne menge Zeit gekostet, sorry, dass er so lang geworden ist.
Ich hab den kompletten Bundesligaspieltag am Samstag verpasst und muss mich jetzt nun mit "Alle Spiele, alle Tore" begnügen. :P

Hoffentlich entwickelt sich hier eine spannende Diskussion. :D

lg
Q

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 Post subject: Re: Das Hang als Idiophon und Zupfinstrument
PostPosted: Sun Aug 23, 2009 1:16 am

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Joined: Thu Apr 02, 2009 9:28 am
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Hallo Quitte,
danke für deinen ausführlichen Beitrag. Ich denke, das Opfer des Spieltages war es Wert.

Auf jeden Fall eine umfangreiche Sammlung von Informationen, Definitionen und Schlussfolgerungen, auf die man sich beziehen kann. Und das definitorische Umfeld meines äußerst sparsam gehaltenen Beitrags (weil ich die Wohnung putzen musste ;) ) erhellt und strukturiert.

Weil es spät wird, nur ein paar Ausführungen zum Punkt "zweidimensionale Saiten" (sind denn doch etwas länger geraten, weil das Thema wirklich spannend ist):

Eine Saite ist ein Band, Draht o. ä., das/der zwischen zwei Punkten eingespannt ist.
Auch in den Tonfeldern des Hang gibt es Einspannungsvorgänge. Man kann die Tonfelder als zweidimensional eingespannte Fläche sehen. Wie eine Seite hat das Tonfeld Schwingungsbäuche und Schwingungsknoten, nur eben zweidimensional. Das kann man in den Abbildungen der Interferogramme in http://www.hangblog.org/panart/2-S2-4-IsmaRossing.pdf gut sehen.

Deshalb ist das Hang zwar ein Idiophon und kein Chordophon, denn es ist ein Körper und nicht aus mehren Teilen zusammengesetzt (wenn man einmal davon absieht, dass es zwei Halbschalen gibt, denn der Fokus liegt hier auf der Oberschale), aber dieser Körper ist strukturiert. In den Körper (die Blechschale) sind Einspannungen eingebracht worden, die den Körper befähigen, in verschiedenen Zonen harmonisch in mehreren Frequenzen zu schwingen, wie dies Saiten auch tun.

Die Ähnlichkeit zu Chordophonen wie z. B. dem Piano oder dem Hackbrett besteht darin, dass es mehrere definierte Töne gibt, die einzeln angespielt werden können. Der Unterschied besteht darin, dass dies nicht dadurch erreicht wird, dass mehrere Saiten auf einen Rahmen oder zwischen getrennten Stegen eingespannt sind, sondern dass verschiedene Sektoren des Körpers Einspannungen innerhalb des Materials aufweisen, die durch Ausformen, Härten, Weichermachen u. a. mit Hilfe verschiedener Hämmer aus Holz, mit Blech belegtem Holz oder Stahl (und auch anderen Werkzeugen, wie Stanzen (in den ersten Schritten des Hangbaus)) in das Material eingebracht werden. Außerdem wird mehrmaliges kontrolliertes Erhitzen im Ofen dazu verwendet, Spannungen im Material so zu beeinflussen, dass sich das gewünschte harmonische Ergebnis einstellt, bei dem die Tonfelder in sich harmonisch schwingen (mit drei definierten Frequenzen) und die Tonfelder miteinander und mit dem "DingGu" bzw. "GuDing", dem Resonanzkörper und den Bereichen der Blechschale zwischen den "Zonen harmonischer Ordnung" wie PANARt sie in der Hangbroschüre 2008 auf Seite 16 nennt, ebenfall in einem Gleichgewicht stehen, einem integrierten oder "integralen" Ganzen (deswegen der Name Integrales Hang).

Das ist das, was ich vom Tuningprozess des Hang verstanden habe.

Noch eine Bemerkung zum Zupfen: Man kann die Tonfelder tatsächlich am Rand des Doms des Tonfeldes anzupfen. Wenn man das einmal übertrieben deutlich tut und dann die zupfende Bewegungen der Finger langsam reduziert und übergehen lässt in ein "Antasten" (im Sinne von "horchsensiblem" Anschlagen), das die Fläche des Tonfeldes zwischen Dom und dem sanft auslaufendem Rand des Tonfeldes mit der Fläche des ersten oder der ersten beiden Fingerglieder berührt, dann merkt man wie ähnlich das sensible Hangspiel einem Zupfvorgang ist. Der Vorgang der Tonereugung bewegt sich also in einem Feld, das von Anzupfen bis Anschlagen reicht.

Ähnliches kann man auch mit einer Saite machen. Auch hier lassen sich Anregungsvorgänge realisieren, die von Anzupfen in Anschlagen oder von Anzupfen in Streichen übergehen. Z. B. auf einer Geige oder einem Cello: Der mit Kollophonium klebrig gemacht Bogen kann bei genügendem Druck die Seite ähnlich auslenken, wie beim Zupfen mit dem Finger, und bei plötzlichem Loslassen des Druckes zurückschnellen: Ein Zupfen der Seite. Dieser Bewegungsvorgang kann sowohl in Richtung des Anstreichens als auch als auch des Anschlagens kontinurierlich verändert werden und ist Teil der zeitgenössischen Musizierpraxis des Geigen- oder Cellospiels.

Wir können also festhalten: Man kann das Hang mit den Fingern anzupfen oder anschlagen, oder sich auch in einem Feld zwischen diesen beiden Polen der Klangerzeugung bewegen.

Es ist daher weniger das Aufgabengebiet des Instrumentenkundlers, der die Instrumente kategorisieren möchte, das Hang bei den Zupf- oder Schlagidiophonen unterzubringen, sondern mehr das Feld des Hangspielers, der sein Tun als Spielen eines Instrumentes beschreibt, dass sich irgendwo zwischen einem Zupf- und Schlagidiophon aufhält, je nach dem, wie seine Finger gerade das Hang berühren.

Dabei liegt mir persönlich als Hangspieler die Empfehlung an andere Hangspieler am Herzen, durch die Vorstellung des Hang als ein Zupfidiophon Bewegungs-, Horch- und Assoziationsprozesse auszulösen, die eine Dimension des Hang erfahrbar werden lassen, die beim Verständnis des Hang als ein Schlaginstrument unterbelichtet bleiben.

Es gib nämlich noch manch andere Ähnlichkeiten des Hang mit Zupfinstrumenten wie Harfe, Gitarre oder Zither zu entdecken. Wie bei ihnen kann man beim Hang ein oder mehrere seiner zweidimensionalen "Saiten" zum klingen anregen, die nach dem Anzupfen oder Anschlagen weiterklingen, während man andere "Saiten" zum Schwingen anregt, die sich in den Klang einmischen.

Wie bei der Gitarre ist auch beim Hang der Zusammenklang aller "Saiten" mit dem Korpus und dem GuDing (dies nur beim Hang) in einem bestimmten Augenblick im Fokus des Hangspielers und Zuhörers und nicht der Klang einer einzelnen "Saite". (Deswegen ist auch ein Hangsample, das einzelne Tonfelder aufnimmt und samplet, ein Ansatz,der das Hang völlig verkennt.)

Wie bei den Zupfinstrumenten sind es beim Hang die Hand und die Finger, die die Klänge direkt anregen und dies in einem Feld zwischen Zupfen und Anschlagen tun können.

Soweit erstmal (wird wohl einige Tage dauern, bis ich wieder online gehe - oder vielleicht auch nicht. Also nicht verwundern, wenn ich in den nächsten Tagen nicht auf weitere Beitrage antworte - die aber dennoch sehr erwünscht sind!).


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 Post subject: Re: Das Hang als Idiophon und Zupfinstrument
PostPosted: Sun Aug 23, 2009 4:22 pm


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Danke für auch deine ausführliche Antwort.
Ich werde natürlich auch darauf wieder antworten, jedoch müsste ich mir den Beitrag noch ein paar mal durchlesen UND ich will jetzt erstmal die Sonntagskonferenz schauen. :P

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 Post subject: Re: Das Hang als Idiophon und Zupfinstrument
PostPosted: Tue Oct 06, 2009 11:20 pm


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Ixkeys wrote:
Hallo Quitte,
danke für deinen ausführlichen Beitrag. Ich denke, das Opfer des Spieltages war es Wert.


Sind ja nun schon ne menge Spieltage vergangen, ich denke meine Antwort ist überfällig ;)
Also, dann mal los!

Quote:
Auf jeden Fall eine umfangreiche Sammlung von Informationen, Definitionen und Schlussfolgerungen, auf die man sich beziehen kann. Und das definitorische Umfeld meines äußerst sparsam gehaltenen Beitrags (weil ich die Wohnung putzen musste ;) ) erhellt und strukturiert.


Freut mich, dass dir meine Arbeit gefallen hat :D

Quote:
Weil es spät wird, nur ein paar Ausführungen zum Punkt "zweidimensionale Saiten" (sind denn doch etwas länger geraten, weil das Thema wirklich spannend ist):

Eine Saite ist ein Band, Draht o. ä., das/der zwischen zwei Punkten eingespannt ist.
Auch in den Tonfeldern des Hang gibt es Einspannungsvorgänge. Man kann die Tonfelder als zweidimensional eingespannte Fläche sehen. Wie eine Seite hat das Tonfeld Schwingungsbäuche und Schwingungsknoten, nur eben zweidimensional. Das kann man in den Abbildungen der Interferogramme in http://www.hangblog.org/panart/2-S2-4-IsmaRossing.pdf gut sehen.

Deshalb ist das Hang zwar ein Idiophon und kein Chordophon, denn es ist ein Körper und nicht aus mehren Teilen zusammengesetzt (wenn man einmal davon absieht, dass es zwei Halbschalen gibt, denn der Fokus liegt hier auf der Oberschale), aber dieser Körper ist strukturiert. In den Körper (die Blechschale) sind Einspannungen eingebracht worden, die den Körper befähigen, in verschiedenen Zonen harmonisch in mehreren Frequenzen zu schwingen, wie dies Saiten auch tun.


Sicher, hier besteht die Parallele, dass ein Idiophon mehrere Zonen hat, ganz so wie ein Saiteninstrument.
Aber wer sagt denn, dass es dann kein Idiophon mehr ist?
Ich habe bis jetzt keine Definition / keinen Artikel gefunden, der aus diesem Grund einem Idi. seine Bezeichnung wegnimmt.
Eine Steelpan hat auch durch Einspannungen mehrere Tonfelder und wird deshalb nicht zum Saiteninstrument.

Quote:
Die Ähnlichkeit zu Chordophonen wie z. B. dem Piano oder dem Hackbrett besteht darin, dass es mehrere definierte Töne gibt, die einzeln angespielt werden können. Der Unterschied besteht darin, dass dies nicht dadurch erreicht wird, dass mehrere Saiten auf einen Rahmen oder zwischen getrennten Stegen eingespannt sind, sondern dass verschiedene Sektoren des Körpers Einspannungen innerhalb des Materials aufweisen, die durch Ausformen, Härten, Weichermachen u. a. mit Hilfe verschiedener Hämmer aus Holz, mit Blech belegtem Holz oder Stahl (und auch anderen Werkzeugen, wie Stanzen (in den ersten Schritten des Hangbaus)) in das Material eingebracht werden. Außerdem wird mehrmaliges kontrolliertes Erhitzen im Ofen dazu verwendet, Spannungen im Material so zu beeinflussen, dass sich das gewünschte harmonische Ergebnis einstellt, bei dem die Tonfelder in sich harmonisch schwingen (mit drei definierten Frequenzen) und die Tonfelder miteinander und mit dem "DingGu" bzw. "GuDing", dem Resonanzkörper und den Bereichen der Blechschale zwischen den "Zonen harmonischer Ordnung" wie PANARt sie in der Hangbroschüre 2008 auf Seite 16 nennt, ebenfall in einem Gleichgewicht stehen, einem integrierten oder "integralen" Ganzen (deswegen der Name Integrales Hang).

Das ist das, was ich vom Tuningprozess des Hang verstanden habe.


Auch hier ziehe ich wieder den Vergleich mit der Steelpan heran - auch mit Hämmern gestimmt, auch gespannt, auch auf Harmonie wird geachtet. Sicher, der Hangtuningprozess ist aufwändiger, aber im Fundament identisch.

Ich würde gern mal mit Felix und/oder Sabina über die Definitionen reden - außerdem hab ich so viele Fragen zu dem Tuning.

Quote:

Noch eine Bemerkung zum Zupfen: Man kann die Tonfelder tatsächlich am Rand des Doms des Tonfeldes anzupfen. Wenn man das einmal übertrieben deutlich tut und dann die zupfende Bewegungen der Finger langsam reduziert und übergehen lässt in ein "Antasten" (im Sinne von "horchsensiblem" Anschlagen), das die Fläche des Tonfeldes zwischen Dom und dem sanft auslaufendem Rand des Tonfeldes mit der Fläche des ersten oder der ersten beiden Fingerglieder berührt, dann merkt man wie ähnlich das sensible Hangspiel einem Zupfvorgang ist. Der Vorgang der Tonereugung bewegt sich also in einem Feld, das von Anzupfen bis Anschlagen reicht.


Ich denke, dass es sich in diesem Moment nicht mehr um eine Definitions- sondern um eine Interpretationsangelegenheit handelt.
Denn was wer als Zupfen auslegt, bleibt imho nur subjektiv zu klären. Das, was du als Zupfen bezeichnest, sehe ich als Schlagen an oder umgekehrt. Da kann auch kein Duden helfen.

Quote:
Es ist daher weniger das Aufgabengebiet des Instrumentenkundlers, der die Instrumente kategorisieren möchte, das Hang bei den Zupf- oder Schlagidiophonen unterzubringen, sondern mehr das Feld des Hangspielers, der sein Tun als Spielen eines Instrumentes beschreibt, dass sich irgendwo zwischen einem Zupf- und Schlagidiophon aufhält, je nach dem, wie seine Finger gerade das Hang berühren.


Das sehe ich genauso. Das Hang verbindet in gewisser Weise Teile aus beiden Gruppen miteinander - von der einen hat es vllt. mehr, von der anderen etwas weniger, aber die Grundidee deiner Aussage kommt durch.

Wie sagt man doch immer so schön?

"Musik, das sind die Pausen zwischen den Noten - die Stille, die uns horchen lässt."

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